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Blasenkrebs - der Schock

Der erste Termin war in der onkologischen Klinik in Stade. Nur kurz angerissen, man hätte mir 35 Chemotherapien und eine ähnliche Anzahl Bestrahlungen verabreicht. In der Hoffnung, dass diese Behandlungen anschlagen. Es sei dazu bemerkt, dass eine Wirkung außer Gewebszerstörung bei keiner chemotherapeutischen oder Strahlenbehandlung garantiert ist und man am Ende eventuell schlechter dasteht als vorher.

Der zweite Termin fand bei einem homöopathisch arbeitenden Arzt, der auch Krebs auf diese Weise behandelt, statt. Bei ihm fand ich sehr inspirierend, dass er ganzheitlich, also auch das engste Umfeld des Betroffenen mit in die Behandlung einbezieht, so dass auch die indirekt Betroffenen mit unter die Fürsorge genommen werden und damit nicht allein stehen. Leider sind solche Mediziner eher die Ausnahme.

Der dritte Termin im UKE Hamburg war der, der mir eigentlich die besten Chancen bot, wieder uneingeschränkt am Leben teilzuhaben. Dort wurde nach Diagnoselage die Installation einer Ileum-Neoblase empfohlen. Diese Harnblase wird aus 50 cm eigenem Dünndarm gefertigt und eingesetzt. Voraussetzung ist dafür, dass das umliegende Gewebe tumorfrei ist bzw. der Befall noch eingrenzbar ist.

Also hieß es in der Zeit:

Nachdenken, abwägen, Auswirkungen abschätzen. Für mich damals nicht leicht.

Das Risiko der chemotherapeutischen und Strahlenbehandlung waren bei fruchtloser Behandlung ein inoperabler Zustand des Gewebes. Geht die daneben, sollte man sich von sich von seinen Freunden verabschieden. Manch einer mag sagen, dass ihm sein Genital wichtiger wäre (Anekdote dazu gibt's später) als eine fehlende erektile Funktion. Mag er also diesen Weg wählen, sich aber nicht wundern, wenn es danebengeht.

Homöopathie wäre zwar von der Auswirkung nicht so übel, was das Gewebe angeht. Aber ob sie das Fortschreiten des Tumors gestoppt oder gar eine Rückbildung bewirkt hätte ist genauso fraglich wie bei einer handelsüblichen Behandlung. Obwohl ich ein Freund der sanften Methode bin, waren mir die Aussagen, die man in entsprechenden Foren fand, zu vage und auch vielfach von der Pharmaindustrie verfälscht. Zu diesem Thema kann ich nur das Buch "Krebs, Stahl, Strahlen und Beton" von Phillip Day empfehlen, das zugegeben recht einseitig berichtet, aber zumindest einen kleinen Einblick bringt, auf welche Art und Weise Schulmedizin zusammen mit der Pharmaindustrie gegen die Alternativmedizin Front machten und heute noch machen.

Blieb eigentlich nur die Neoblase, die mir ein Leben ohne Stomawechsel [Link] und Minderwertigkeitskomplexe und ähnlichem ermöglichen würde. So denke ich heute, damals war es halt etwas anders. Ich war eher geneigt die chemische Variante zu wählen, als mir das Leben die endgültige Entscheidung abnahm.